Wem es um das Wohl der Palästinenser geht, der müsste deren arabische Nachbarn in die Verantwortung nehmen. Denn die Araber lieben zwar Palästina, aber nicht die Palästinenser.
Im Frühjahr kam es rund um den Gaza-Konflikt in Europa zu den größten antisemitischen Demonstrationen der Nachkriegszeit. Zig-tausende ließen sich in gutem Glauben oder böser Absicht vor den Karren derer spannen, die Israel am liebsten von der Landkarte tilgen möchten. Auch in den USA wurden jede Menge unappetitliche Demonstrationen veranstaltet.
Der Kern des Nahost-Konflikts liegt für die „kritischen Freunde“ Israels im Schicksal der Palästinenser, die in elenden Vertriebenenlagern ihr Dasein fristen, unter schikanösen Sicherheitskontrollen leiden oder gar israelischen Militäraktionen zum Opfer fallen. Linke Sozialisten rufen zum Boykott israelischer Waren auf. Als ob wir “Kauft nicht bei Juden!“ nicht schon einmal gehabt hätten. Dass die Palästinenser ihre Armut ihrer korrupten Regierung zu verdanken haben und die Hamas die eigenen Landsleute massakriert, interessiert niemanden.
Man fragt sich angesichts der Berichterstattung über die Palästinenser, wie einmal jemand auf die Idee kommen konnte, die Juden beherrschten die Weltpresse. Von allen Volksgruppen, die im Laufe ihrer Geschichte Unterdrückung, Verfolgung und Vertreibung erdulden mussten, haben es nur die Palästinenser mit Geiselnahmen, Flugzeugentführungen und Selbstmordattentaten dauerhaft ins Zentrum einer mitfühlenden Weltöffentlichkeit geschafft. Dabei richtete sich die öffentliche Empörung nicht gegen die Attentäter sondern gegen Israel. Die arabischen Bruderländer werden ohnehin aus jeglicher Verantwortung entlassen.
Hätten die arabischen Länder den UN-Teilungsplan von 1947 akzeptiert, würde heute kein einziger Palästinenser in einem „Flüchtlingslager“ leben. Stattdessen ist das palästinensische Flüchtlingslos zur Erbpacht geworden. Mittlerweile leben 6-7 mal so viele Palästinenser in Flüchtlingslagern als 1947 das Land verlassen haben. Aus den 650.000, die 1947 vertrieben worden oder geflohen sind, und den 300.000, die 1968 das Land verlassen haben, sind 4,3 Millionen geworden. Nach der Genfer Flüchtlingskonvention hätte nur ein Bruchteil davon eine Chance auf den Flüchtlingsstatus, denn überall sonst in der Welt werden Flüchtlinge so gut es geht in ihre Gastländer integriert. So haben auch die 800.000 Juden, die nach 1947 aus arabischen Ländern vertrieben worden sind, in Israel eine neue Heimat gefunden. Doch die Araber hatten nichts für ihre Landsleute übrig.
„Die Palästinenser sind ein erfolgloses Volk, das zerrissen ist und von den arabischen Bruderstaaten nur als Spielball eigener Interessen angesehen wird. Die Erklärung für das eigene Schicksal liefern die klugen Köpfe des Volkes: Die Araber lieben Palästina, aber nicht die Palästinenser.“, schreibt dazu Michael Stürmer in der WELT. (pdf)
Auch finanziell gab es keine Hilfe. Von Anfang an wurde das „Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten“ UNRWA hauptsächlich von den USA finanziert, die noch immer der größte Geldgeber der Palästinenser sind. In den ersten 20 Jahren kamen über zwei Drittel der Mittel aus den Vereinigten Staaten; die arabischen Länder steuerten nur einen winzigen Bruchteil bei. Israel selbst stellte der UNRWA weit mehr Gelder zur Verfügung als die meisten arabischen Staaten. Noch 1994 überwies Israel der UNRWA mehr Geld als alle arabischen Länder außer Saudi-Arabien, Kuwait und Marokko. 2008 haben die USA mit 150 Millionen Dollar 39% zum Gesamtbudget in Höhe von 384 Mio. USD beigesteuert, die wichtigsten anderen Geldgeber sind die Europäische Kommission, England, Schweden und Norwegen. Demgegenüber zahlten alle arabischen Staaten zusammen gerade einmal lächerliche 2,5 Millionen Dollar, also nicht einmal 1 Prozent. Zusätzlich erhält die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) jedes Jahr rund 900 Millionen Dollar, die ebenfalls fast zur Gänze von den USA und den europäischen Staaten außerhalb der Region stammen.
Trotz dieser gigantischen Summen, die die Palästinenser zu den am höchsten alimentierten Flüchtlingen der Welt machen, müssen mehr als eine halbe Million Palästinenser in armseligen Camps hausen. Nicht ein einziges Haus wurde errichtet, in das eine der betroffenen Familien ziehen könnte. Wahrscheinlich hat man das Geld für Raketen oder Arafats Witwe gebraucht.
Kein Wunder, dass keiner der 1,2 Millionen Palästinenser, die heute in Israel leben, daran denkt, in eines der arabischen Bruderländer auszuwandern. Den Arabern geht es nämlich in Israel wesentlich besser als in allen arabischen Ländern, schreibt der aus dem Irak stammende Najem Wali in seinem Buch „Reise in das Herz des Feindes – Ein Iraker in Israel“, erschienen im Carl-Hanser-Verlag. Der STANDARD hat Wali zum Nahost-Konflikt interviewt:
STANDARD: Was denken Sie: Welche Auswirkungen würde es auf die arabischen Regime haben, wenn sich der Palästinenserkonflikt in Wohlgefallen auflöst?
WALI: Dann würden die Potentaten sofort von der Macht verschwinden, weil sie keinen Mythos mehr zu verkaufen hätten. Alles geschieht im Namen von Palästina. Bis jetzt wird ja von den Herrschenden immer gesagt, man bräuchte keine Demokratie, weil der Feind das ausnützen würde. Und die Armut wird gerechtfertigt, indem man sagt, man müsse aufrüsten, um Palästina zu befreien. Bis heute leben viele Flüchtlinge aus Palästina in den Nachbarstaaten, die nicht eingebürgert werden, damit sie nicht ihre Identität verlieren. So wollen die Regierungen diesen Mythos am Leben erhalten.
„Why The Palestinians? And Why The Jews?“ fragt sich auch Leon de Winter:
In den vergangenen Wochen sind an den Grenzen des Kongo und Sudan mindestens so viele Menschen gewaltsam ums Leben gekommen wie während der jüngsten Militäroperation Israels in Gaza – trotzdem hat der Großteil der europäischen Medien dem Terror in Afrika kaum Aufmerksamkeit entgegen gebracht.
Was haben die Palästinenser, das die Kongolesen und Sudanesen nicht haben? Lieben die Europäer die Palästinenser etwa für die außerordentlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträge, mit denen sie die Welt beschenkt haben?
Eine Qualität gibt es, die die Palästinenser mit Sicherheit für sich in Anspruch nehmen können: sie haben es geschafft, ihren Flüchtlingsstatus über Generationen zu bewahren. Von den unzähligen Millionen von Vertriebenen und Zufluchtssuchenden in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es nur den Palästinensern gelungen, noch immer als Flüchtlinge zu gelten, für die eine eigene UN-Organisation zuständig ist. Nach sechzig Jahren werden palästinensische Städte noch immer als Flüchtlingslager bezeichnet; vier Generationen Palästinenser tragen nunmehr von Geburt an das Etikett „Flüchtling“.
Welche anderen Qualitäten haben die palästinensischen Opfer, die europäische Medien dazu veranlassen, ihr Hauptaugenmerk so stark auf sie zu richten? Nirgendwo in Europa haben Demonstranten gegen die arabischen Terroristen protestiert, die versuchen, den aufkeimenden Demokratisierungsprozess im Irak zu unterlaufen, obwohl die Anzahl der irakischen Opfer des Terrorismus um ein vielfaches höher ist als die der Opfer in Gaza.
Was ist so Besonderes an den Palästinensern, das Europa – und inzwischen die meisten Medien der Welt, dazu bringt, sie so intensiv in den Blickpunkt zu rücken? … Die Antwort ist, dass der Feind der Palästinenser zugleich Europas Obsession ist: der Jude. …
Yassir Arafat, ein korrupter arabischer Warlord alter Schule, hatte in den sechziger Jahren die bemerkenswerte Idee, die palästinensische Sache in anti-imperialistische Rhetorik neu zu verpacken und so zur Angelegenheit der linken europäischen Intelligenzija zu machen. …
Indem es Israels sechs Millionen Juden dämonisiert, obwohl die sich nur gegen einen Feind verteidigen, der von blindem religiösen Hass getrieben wird, artikuliert Europa sein brennendes Verlangen, die sechs Millionen Toten endlich loszuwerden. Europa wird den Juden die Bürde von Auschwitz nicht verzeihen.
Deshalb sind die Hunderten Tote in Gaza für Europa so viel wichtiger als die Millionen Toten aus dem Kongo und Darfur. Wie andere Menschen auch haben Juden aus der Geschichte nicht viel gelernt, aber eines wissen sie mit Sicherheit: sie wiederholt sich.
Den vollständigen englischen Originaltext von de Winter gibt es hier zu lesen. Eine – leider nicht besonders gelungene – deutsche Übersetzung hier.