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Eine Nacht in Dubai

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Israel wird nicht mit den gleichen Maßstäben gemessen wie andere Länder. Auch die Reaktionen auf die Tötung eines terroristischen Waffenschiebers in Dubai zeugen von einer Doppelmoral, die auf antisemitischen Ressentiments beruht.

SPIEGEL ONLINE berichtet: »Nach New York, London, Madrid und Bali ist Zeit der wohlwollenden Kontrollen nun vorbei: Die USA wollen Muslime und arabische Staatsbürger bei der Einreise künftig eingehend überprüfen.

Seit 9/11 haben islamische Terroristen an die 15.000 tödliche Terroranschläge verübt. Die überwiegende Zahl der Attentäter war arabischer Herkunft. Für die Anschläge machen die US-Behörden neben radikalen muslimischen Religionsführern vor allem Staaten wie den Iran und Saudi-Arabien, aber auch andere arabische Staaten, die islamische Terrornetzwerke finanziell und logistisch unterstützen, verantwortlich.

Die Sicherheitskräfte würden arabische Staatsbürger künftig eingehend kontrollieren, sagte die Chefin der Homeland Security, Janet Napolitano: „Wir werden unsere Angestellten schulen, islamische Namen, Akzente und Gesichtszüge zu identifizieren“, sagte sie laut „Washington Post“. Bislang habe man Araber an Akzenten erkannt, aber „wenn sie europäische Pässe verwendeten, um hier einzureisen, haben wir das akzeptiert und sie als Europäer behandelt“.

Von nun an würde man bei Arabern mit doppelter Staatsbürgerschaft sehr vorsichtig vorgehen, bekräftige Napolitano laut „Gulf News“. „Araber dürfen keine Morde in unserem Land verüben.“ Konflikte von islamischen mit anderen Staaten dürften nicht in den Vereinigten Staaten von Amerika ausgetragen werden.«

Trotz dieser offensichtlichen Beleidigung werden weder Botschaften besetzt noch Fahnen verbrannt. Niemand protestiert gegen das ansonsten als rassistisch verpönte „ethnic profiling“, noch nicht einmal Claudia Roth fühlt sich an die Nürnberger Rassegesetze erinnert.

Der Grund dafür ist einfach: die oben zitierte Meldung ist natürlich insofern falsch, als es im Original um Dubai und Israelis geht statt um die USA und Araber. Und freilich ist nicht von den 15.000 islamischen Attentaten mit einem Vielfachen an Opfern die Rede, sondern von der Tötung eines führenden Waffenschiebers der Hamas, Mahmud al-Mabhuh. Wir werden uns also nach wie vor alle einträchtig ohne Gürtel und in Socken vor den Security-Schaltern anstellen.

Wie abgestumpft die Weltöffentlichkeit gegenüber antisemitischen Gemeinheiten mittlerweile ist, zeigt sich auch daran, dass es offenbar niemanden empört, wenn man Juden bei der Einreise in ein Land schikaniert und Beamte darauf schult, sie anhand „rassischer Merkmale“ als Juden zu identifizieren. Vielmehr entrüstet sich der französische Präsident Sarkozy: „Frankreich verurteilt alle Exekutionen. Nichts kann eine solche Methode rechtfertigen.“ Stellt sich die Frage, wozu dann der französische Geheimdienst DGSE seine „Alpha“-Einheiten unterhält, die einzig und allein dazu ausgebildet sind gezielte Tötungen vorzunehmen. Erst 2002 ist in Barcelona eine dieser intern „Homo“ genannten Aktionen aufgeflogen, als zwei schwer bewaffnete „Alpha“-Agenten zufällig von der spanischen Polizei verhaftet worden sind.

Wenn von Australien bis Deutschland israelische Botschafter einbestellt werden, darf die Europäische Union nicht zurückstehen: „Die EU verurteilt scharf den Umstand, dass die an dem Vorgang Beteiligten betrügerisch Pässe und Kreditkarten einsetzten, an die sie durch Diebstahl von Identitäten europäischer Bürger gelangten“. Hingegen ist es völlig in Ordnung, wenn ein EU-Staat Millionen an einen Verbrecher zahlt, um an gestohlene Bankdaten von tausenden unbescholtenen Bürgern zu kommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die öffentlich zur Schau getragene Empörung über Israel ist schlichtweg verlogen. Immerhin waren geheimdienstliche Auftragsmorde im Kalten Krieg häufig genug, dass sie Literaten von John Le Carré bis Ian Fleming zu einem eigenen literarischen Genre inspiriert haben. Auch heute hat jeder bedeutende Geheimdienst Agenten „mit der Lizenz zum Töten“, auch wenn diese bei weitem nicht so glamourös sind wie 007. Robuste geheimdienstliche Einsätze sind in Demokratien zwar immer umstritten, aber nicht von vornherein unrechtmäßig, weil letztlich auch die Dienste der demokratisch legitimierten Führung und den rechtsstaatlichen Kontrollinstanzen unterliegen. Selbst wenn die Tötung eines Hamas-Waffenhändlers, der die Verantwortung für den Tod Dutzender israelischer Staatsbürger trägt, illegal ist – legitim ist sie allemal.

In den asymmetrischen Kriegen des 21. Jahrhunderts wird beinahe jeden Tag gezielt getötet. Dabei kommen unzählige unbeteiligte Zivilisten ums Leben, weil sich vor allem islamistische Kämpfer bevorzugt in der Zivilbevölkerung verstecken. Warum also ausgerechnet die weltweite Aufregung um einen toten Waffenschieber, der im Dienste einer Terrororganisation stand?

Leon de Winter kennt die Antwort: „Worum es hier geht ist der Umstand, dass Mahmoud al-Mabhouh – ein böser Mensch, um das noch einmal zu betonen – von Juden getötet wurde. Nicht von einer Drohne, nicht von Arabern. Nein, er wurde, angeblich, von einer Gruppe bestens trainierter cooler Juden getötet, die einfach ihre Häuser verlassen und sich verkleidet haben, um ihren Feind zu töten. Das ist es, warum diese Tötung die Aufmerksamkeit der westlichen Medien erregt – und von ihnen verurteilt wird.

Wenn wirklich der Mossad diese Tötung durchgeführt hat, sollte man ihm dazu gratulieren (und jeder anderen Gruppierung, die das getan hat, sollte ebenfalls gratuliert werden). Die Juden Israels werden nicht passiv auf die nächste Lieferung Raketen warten, die von der Hamas unter der Kontrolle von Mahmoud al-Mabhouh geschmuggelt wird. Eine Rakete aus einer Drohne abzufeuern richtet eine fürchterliche Schweinerei an und kann zum Verlust vieler unschuldiger Leben führen. In diesem Hotel in Dubai mussten sie nur die Laken wechseln.“ (pdf)

In der Tat ist die Präzision der Durchführung vielleicht ein Hinweis auf eine mögliche israelische Urheberschaft: Hätte eine palästinensische Gruppe den Anschlag begangen, hätte sie wohl das ganze Hotel in die Luft gejagt.

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17 Kommentare zu “Eine Nacht in Dubai

  1. Mit Verlaub Herr Eppinger: Sie sind ein A….loch!

  2. Das der Mossad es war, halte ich – auch wegen der Faktenlage wie 3 Festgenommenen Palästinensern, Äußerungen im arabischen Radio von Hamas-Offiziellen und 2 nach der Tat per Boot gen Iran geflohenen Verdächtigen – nach wie vor für ein Gerücht.

    Siehe auch:

    http://joschuacohen.wordpress.com/2010/03/12/die-wahrheit-uber-den-dubai-zwischenfall/

    😉

  3. Pingback: Stoff für’s Hirn! « abseits vom mainstream – heplev

  4. *
    Wenn wirklich der Mossad diese Tötung durchgeführt hat, sollte man ihm dazu gratulieren (und jeder anderen Gruppierung, die das getan hat, sollte ebenfalls gratuliert werden). Die Juden Israels werden nicht passiv auf die nächste Lieferung Raketen warten, die von der Hamas unter der Kontrolle von Mahmoud al-Mabhouh geschmuggelt wird. Eine Rakete aus einer Drohne abzufeuern richtet eine fürchterliche Schweinerei an und kann zum Verlust vieler unschuldiger Leben führen. In diesem Hotel in Dubai mussten sie nur die Laken wechseln.“ (pdf)

    In der Tat ist die Präzision der Durchführung vielleicht ein Hinweis auf eine mögliche israelische Urheberschaft: Hätte eine palästinensische Gruppe den Anschlag begangen, hätte sie wohl das ganze Hotel in die Luft gejagt.
    *
    Naja, es wurde schon länger gemunkelt, dass die iranischen Sicherheitskräfte nicht nur mit dem Westen, sondern auch mit MUSAD(Mossad) gemeinsame Sache planen und durchführen. Die ermordung der Physiker hatte viel Ähnlichkeit mit dem Vorgehen der Musad(Mossad)-Leute.
    Also, dann stimmt es, dass die Isralis bei der Ermordung des iranischen Volk genauso wie die Westen beteiligt sind.
    Ich kann nur sagen; Schande.

    http://maziarworld.wordpress.com

  5. Alan Dershowitz zum Thema:
    http://www.nydailynews.com/opinions/2010/02/21/2010-02-21_is_it_legal_to_murder_a_terrorist.html

    Er verweist darauf, daß die Tötung kein internationales Recht verletzt.

    Zudem verweist er auf Richard Goldstein, der in Interviews Israel zu gezielten Tötungen rät um sich gegen die Raketenangriffe zu verteidigen.

  6. Pingback: Wochenend-Schachlik « abseits vom mainstream – heplev

  7. Gerade Israel hat doch das Profiling am Flughafen überhaupt erst erfunden. Dies nun anderen zum Vorwurf zu machen, hat ebenso sehr viel von einer Doppelmoral.

    • Der Unterschied:

      Schon in den 70ern haben Palästinenser Flugzeuge entführt, sogar ein Kreuzfahrtschiff, bis 9/11 Passagierflugzeuge sogar als Waffen eingesetzt worden sind. Demgegenüber hat kein einziger Israeli jemals ein Flugzeug entführt oder einen Anschlag gegen Zivilisten eines anderen Landes verübt.

      Im einen Fall handelt es sich also um die notwendige Abwehr einer realen Bedrohung, im anderen um eine nur herbeiphantasierte – um einen offensichtlichen Vorwand, um die Gangart gegenüber israel zu verschärfen. Hierbei mag vielleicht eine Rolle spielen, dass Dubai zunehmend in finanzielle Abhängigkeit seiner arabischen Nachbarstaaten gerät.

      • Also,

        dann entnehme ich aus der Beschreibung und der Folgerung, dass Iran Atombombe bauen darf!
        Sie wurden auch immer wieder angegriffen und werden täglich bedroht.

        http://maziarworld.wordpress.com

        • Komisch, bisher ist in Iran noch keine Atomwaffe eingeschlagen. Und bisher hat noch niemand gedroht, den Iran von der Landkarte oder den Blättern der Geschichte zu tilgen. Daher verstehe ich diese Folgerung nicht.

          Übrigens hat Iran den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben und darf daher keine Atomwaffen bauen.

  8. In einer idealen Welt hätten die Behörden der Emirate den Hamas-Terroristen festgegenommen, um ihn an Israel auszuliefern.

    Al Qaida-Terroristen hätten in keinem Land einen sicheren Hafen und würden überall gnadenlos von Polizei und Rechtsstaat gejagt werden.

    Doch bis dahin müssen international agierende Terroristen auch weiterhin mit unschönen Mitteln wie Geheimdienst-Attentaten oder Gitmo, dessen Schließung Obama jetzt immer weiter hinauszögert, bekämpft werden.

    http://aron2201sperber.wordpress.com/2010/02/23/in-einer-idealen-welt/

    • Warum werden die Verbrecher, die Menschen im Iran ermordet haben, nach ihrer Einreise nicht hier ins Gefägnis gesteckt oder warum werden denen kein Prozess gemacht???
      Herr Schmidtbauer und Fallahiyan waren und sind die Freunde fürs Leben.

  9. Wie so oft sind die Reaktionen im Westen völlig übertrieben (besonders der meisten Medien), wenn es wieder mal um Israel geht.

    Man stelle sich vor, eine Terrororganisation würde seit Jahren in Deutschland Anschläge mit vielen Toten verüben und strebe zudem weiter nach der totalen Vernichtung Deutschlands.
    Wäre es da nicht legitim, ja sogar die Pflicht des Staates, der Terroristen habhaft zu werden und wenn dieses nicht zu bewerkstelligen wäre, den Terroristen (zumindest, wenn er weiterhin eine enorme Gefahr darstellt) im Notfall zu töten ?

    • Die Reaktionen sind sehr sehr mild, sogar auffällig mild. Du hast wohl Terrorismus mit Rechtsstaat verwechselt?

      Deutschland, Italien, Griechenland, … waren auch (RAF, Rotebirgade, …) betroffen. Einbisschen Lesen würde dir helfen.
      Anscheinend du bist ein Mullah aus Teheran.

      http://maziarworld.wordpress.com

  10. Dem ist vielleicht nur noch hinzuzufügen, daß sich Israel – gegen eigenen Willen – im Krieg mit der Hamas befindet. Die Organisation hat sich immerhin die Vernichtung dieses Staates auf die Fahnen geheftet. Im Licht dieser Tatsache kann doch wirklich niemand ernsthaft kritisieren, daß die gegnerischen Nachschublinien angegriffen und wichtige Personen ausgeschaltet werden. Mit welchen Methoden auch immer.

    Trotzdem ist die Aufregung über die offziellen Aussagen der Staaten, deren gefälschte Pässe verwendet worden sind, aber auch etwas übertrieben. Hier gleich von Antisemitismus zu reden, trifft den Kern der Sache dann doch nicht.

    Vielmehr ist es doch so, daß jeder Staat, mit dessen gefälschten Pässen Mordanschläge durchgeführt wurden, so reagieren muß. Selbstverständlich wird der Botschafter herbeizitiert, und selbstverständlich wird diese Vorgehensweise „scharf kritisiert“. Ist doch nur die ganz normale diplomatische Vorgehensweise. Man hält sich halt ans Protokoll, selbst dann, wenn dem Botschafter vielleicht hinter verschlossenen Türen zu der Aktion gratuliert wird und die Pässe vielleicht sogar vom eigenen Geheimdienst zur Verfügung gestellt wurden.

    Irgendwoher muß doch der Mossad – so es denn wirklich der Mossad war – die Informationen bekommen haben, wann sich Herr al-Mabhuh in Dubai aufhalten wird. Er wird seine Reisepläne doch sicherlich nicht im voraus öffentlich bekannt gegeben haben.

    • D’accord! Über den ersten Absatz sowieso, zum Teil auch was die diplomatischen Gepflogenheiten betrifft.

      Die Aufregung ist meiner Ansicht nach angebracht, wenn praktisch alle Medien in den Chor der Verdammung einstimmen. Da war kein kritisches Wort über die Polizeimaßnahmen in Dubai zu lesen, kein Hinweis auf die Aktivitäten anderer Dienste, kein Absatz darüber, dass Israel nur einen Kriegsgegner geötet hat. Was Sie möglicherweise zu Recht als „ganz normale diplomatische Vorgehensweise“ beschreiben, wurde in den Medien 1:1 als weltweite Verurteilung Israels übernommen.

      Diese einseitige Berichterstattung entspricht einem „double standard“, der seinem Charakter nach sehr wohl antisemitisch ist.

  11. Klare Worte – und vor allem: absolut zutreffend!

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